Erleichterung, Schuldgefühle und Zukunftsplanung
Seit Oskar’s Tod erlebe ich ein ordentliches Gefühlschaos. Ich vermisse ihn unglaublich. Ständig denke ich, ihn in meinem Augenwinkel zu sehen oder dass er neben mir auf dem Sofa liegt. 12 Jahre war er an meiner Seite und so gibt es quasi keine Momente, in denen ich nicht sehe oder höre oder fühle, was Oskar in dieser Situation gemacht hätte. Er fehlt einfach.
Gleichzeitig bin ich erleichtert, weil jetzt vieles wieder einfacher ist. Ich muss mir weniger Gedanken darüber machen, welche Strecken wir gehen können, wie weit er laufen kann und ob wir den Wagen brauchen. Ich muss nicht mehr aufpassen, dass er in seinem verwirrten, etwas wackligen Zustand vielleicht über Sam stolpern könnte, der seit seiner Erkrankung nochmal viel empfindlicher ist, was seinen persönlichen Raum angeht. Ich muss nicht mehr ständig Windeln wechseln und waschen, die Oskar zuletzt gebraucht hat, weil er einfach manchmal nicht mehr gemerkt hat, dass er pinkeln muss.
Und diese Erleichterung macht mir ein furchtbar schlechtes Gewissen! Ich weiß, dass die Entscheidung richtig war, ihn gehen zu lassen und dass ich absolut bereit gewesen wäre, mich noch lange um ihn zu kümmern und all die Einschränkungen und zusätzlichen Belastungen auf mich zu nehmen. Keine Frage! Und trotzdem fühle ich mich schuldig, weil ich erleichtert bin.
Auch, dass ich nun aktiv anfange, mir Gedanken über die Zukunft meiner Bande zu machen macht mir ein schlechtes Gewissen. Dabei ist schon lange klar, dass ein Nachfolger kommen muss, denn ich brauche meine Mäuse ja auch schlichtweg für die Arbeit. Da beide Jungs nun ausfallen, stehen mir nur noch die Mädels zur Verfügung und von den beiden in den meisten Fällen nur noch Lexi. Denn Taiga hat auf die meisten Jobs absolut keinen Bock mehr und auch sie wird im September 10 Jahre alt und muss nicht mehr ständig für Demos und Hundekontakte herhalten.
Oskar hat jetzt einen Platz freigemacht, denn vier Hunde sind aktuell mein persönliches Limit. Jetzt, wenige Tage nach seinem Abschied, schon über ein neues Gruppenmitglied nachzudenken fühlt sich komisch an und gleichzeitig freue ich mich auf das, was da kommen wird.
Inzwischen ist mir auch recht klar, was für ein Hund es werden soll. Definitiv ein Rüde, das ist mir ganz klar! Und auch wenn ich um die kritische Situation der Tierschutzszene und Tierheime weiß, wird es ein Welpe werden. Ich brauche einen recht spezifischen Hund für meine Arbeit und da ich nur einen “Slot” frei habe, kann ich diesmal einfach kein Lotto spielen. Auch die Rasse steht inzwischen fest. Nach langem Überlegen bin ich bei der Arbeitslinie vom Golden Retriever gelandet, einer Rasse, die schon lange auf meiner Wunschliste steht.
Ich werde hier nichts überstürzen und aktuell fühlt es sich noch nicht richtig an, mich auf die Suche nach Züchtern zu machen, aber zumindest ist mir jetzt klar, was ich möchte und brauche. Ich hoffe, dass Sam noch eine Weile an meiner Seite bleibt und seinen neuen “kleinen Bruder” kennenlernen darf, denn er ist ein ganz großartiger Welpenonkel. Gleichzeitig frage ich mich, ob ich ihm diesen Stress nochmal antun möchte in seinem aktuellen Zustand. Da es vom Welpen bis zum einsatzbereiten “Trainerassistenzhund” aber ja auch eine ganze Weile dauert, möchte ich auch nicht zu lange warten mit dem Beginn der Suche.
Egal, wie es mit uns weitergeht: Ich vertraue jetzt einfach darauf, dass es so kommen wird, wie es kommen soll und ich weiß, wenn die Zeit reif ist!