Positive Verstärkung, aber richtig! - Ausprobieren statt Vorkauen

Als frischgebackene, unerfahrene Hundehalterin war ich ganz lange Zeit absolut gegen den Einsatz von Leckerlis im alltäglichen Training und heute verstehe ich auch endlich ganz genau, warum! Denn die meisten Leute setzen Futter fast nur zum Locken und Ablenken ein, statt als Belohnung. Das wird in ganz vielen Hundeschulen auch so gelehrt oder zumindest ist es das, was bei den Hundehaltern hängen bleibt.

An dieser Herangehensweise stört mich vieles, aber heute möchte ich vor allem über zwei Aspekte mit euch sprechen:

Erstens fehlt mir dabei ganz oft das soziale Miteinander mit dem Hund und der Mensch wird zum reinen Futterspender degradiert. Und zweitens kriegt ein Hund, der gierig einem Leckerli hinterherdenkt, überhaupt nicht richtig mit, was er da eigentlich gerade tut. So kann doch kein effektives Lernen stattfinden!

Wenn ich Hunden etwas beibringen möchte, dann ist mir eines extrem wichtig: Ich möchte, dass die Hunde selbst zum Ausprobieren und Nachdenken kommen! Denn so geht Lernen unglaublich schnell und ist nachhaltig, wie es auch bei uns Menschen der Fall ist. Selber ein Problem zu lösen ist viel, viel effektiver, als die Lösung erklärt oder gezeigt zu bekommen. Es kann doch nicht Sinn der Sache sein, den Hund immer nur über Futtertreiben in verschiedene Positionen zu führen oder über Hindernisse zu locken. Alles, was er dabei im Kopf hat ist das Leckerli!

Stattdessen sollten wir unseren Hunden Situationen so präsentieren, dass sie möglichst leicht auf die richtige Lösung kommen können. Wenn sie dann anfangen auszuprobieren, bestätigen wir ihre richtigen Ideen und im Anschluss folgt dann das Futter oder irgendeine andere angemessene Belohnung. Das kann übrigens auch gerne mal einfach soziale Bestätigung und Zuneigung sein. Nichts schweißt mehr zusammen, als ein ausgelassener, gemeinsamer Freudentanz, wenn endlich der Groschen gefallen ist!

Ein gutes Beispiel ist hier auch noch die Gewöhnung junger Hunde an verschiedene Untergründe oder Geräte. Statt den Welpen oder Junghund mit dem Leckerchen vor der Nasen darüber zu "ziehen", wie man es ganz oft auf Bildern von solchem Training sieht, können wir auch einfach über den sozialen Bereich sein Interesse wecken, indem WIR uns interessieren. Gemeinsam mit ihm können wir die neue Herausforderung erkunden, er kann sich damit auseinandersetzen, aufpassen, wo er seine Füße hinsetzt und lernen, seinen Körper zu koordinieren. Diesen Mut, Neues zu erkunden, bestätigen wir natürlich! Und vielleicht gibt es auch hin und wieder mal ein Leckerchen. Aber als nettes Goodie obendrauf auf unserer sozialen Bestätigung! Nicht als Lockmittel.

Warum ich Belohnungen wie Futter fast nur im Ausbildungsbereich und nicht in der Erziehung verwende, habe ich euch schon in meinem Beitrag "Unerwünschtes Verhalten ignorieren" erklärt. Schaut da gerne mal rein, wenn ihr ihn noch nicht gelesen habt!

Übrigens habe ich genau zu diesem Thema einen neuen Onlinekurs im Angebot, in dem ihr lernt, wie ihr euren Hunden Tricks und Hörzeichen sauber beibringen könnt. Aktuell läuft der Clickerkurs bereits, wird aber ab Ende April 2023 dann als Selbstlernkurs auf meiner Homepage verfügbar sein. Schreibt mir gerne eine Nachricht, wenn ihr Interesse habt!

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