Nr. 7 - Leckerlis – Ja oder Nein?
In meiner Welt spielen Leckerlis nur eine sehr untergeordnete Rolle. Das liegt daran, dass ein sehr großer Teil meiner Arbeit nicht im Ausbildungsbereich stattfindet, sondern im Beziehungsbereich. Beim Sport oder anderem Training bekommen meine Hunde selbstverständlich Belohnungen, weil ich mir dabei Dynamik von ihnen wünsche und bewusst mit Erwartungshaltungen und einem höheren Erregungslevel arbeite. Im normalen Alltag möchte ich diese Dinge aber vermeiden, um einen entspannten, unaufgeregten Hund zu bekommen, der mit mir im Gespräch ist. Ich sage meinen Hunden lieber persönlich, wenn ich ihr Verhalten gut finde, ohne dabei unseren Kontakt auf sozialer Ebene durch Ablenkungen wie Futter zu stören.
Einen ruhigen, zuhörenden Hund wünschen wir uns auch, wenn wir physiotherapeutische Übungen machen wollen, wo es nicht um höher, schneller, weiter geht, sondern um Ruhe, Konzentration und bewusste, präzise Bewegungen. Der Hund soll sich dabei auf seinen Körper konzentrieren und nicht nur dem Keks hinterher stolpern. Futter bringt immer Aufregung ins Spiel und den Hund mit seinen Gedanken ins Außen, also weg von sich und der Kommunikation mit uns.
Wenn wir mit Körpersprache und einer feinen Leine den Hundekörper über seine Gedanken dirigieren, können wir ihm viel genauer und effektiver dabei helfen, sich gesund zu bewegen und gezielt Muskelgruppen zu mobilisieren und zu kräftigen. Dadurch senken wir das Verletzungsrisiko, weil der Hund selbst auf seinen Körper achtet und tun etwas Gutes für seine mentale Gesundheit, seine Entspannung und unsere Beziehung. Dann ist gegen ein paar Leckerlis zwischen den Übungen auch nichts einzuwenden, solange wir wieder Ruhe und ein Gespräch herstellen können.