Nr. 17 - Stressreaktionen auf Ebene des Nervensystems verstehen
Wie alle anderen Wirbeltiere auch, besitzen Menschen und Hunde ein vegetatives Nervensystem, das alle lebenswichtigen Funktionen des Körpers steuert. Dabei unterscheidet man zwei Gegenspieler: Sympathicus und Parasympathicus. Fühlen wir uns sicher, ist der Parasympathicus aktiv, der alle erholungsfördernden Körperfunktionen anregt (z.B. Verdauung, verlangsamter Herzschlag). “Rest and digest” (Ausruhen und Verdauen) sagt man im Englischen dazu.
In Gefahrensituationen passiert das Gegenteil: Der Sympathicus regt alle leistungsfördernden Körperfunktionen an, versetzt den Körper in Alarm- und Handlungsbereitschaft. Der Herzschlag wird erhöht, die Muskulatur besser durchblutet. Magen-Darm-Tätigkeit und Speichelproduktion werden gehemmt, dafür werden Stresshormone wie Adrenalin ausgeschüttet. Vom Körper wird Aktivierungsenergie für Kampf oder Flucht bereitgestellt – “Fight or Flight”.
Das ist soweit völlig natürlich und gesund. Problematisch wird es dann, wenn die Rückkehr zum Parasympathicus nicht mehr reibungslos funktioniert. Wir Menschen leben in einer sehr hektischen Welt, stolpern von einer Reizüberflutung in die nächste. Wir bemerken gar nicht, wie oft unser Körper Gefahr wahrnimmt, weil es sich meist nicht um “echte”, also körperliche Gefahren handelt. Das Nervensystem kann schlecht unterscheiden, ob wirklich der Säbelzahntiger hinter uns herjagt, oder ob wir uns nur vorstellen, was Schlimmes passieren könnte.
Wir müssen lernen, die Stressreaktionen unseres Körpers wahrzunehmen, sie zu verstehen und vor allem auch wieder gesund zu beenden, d.h. die Stresshormone wieder loszuwerden. Denn wenn all die Energie in unserem System stecken bleibt oder wir nicht gut genug darauf achten, unsere Reserven auch regelmäßig wieder aufzufüllen, wird es irgendwann problematisch. Unseren Hunden geht es da nicht anders! Deshalb besteht ein sehr großer Teil meiner Arbeit auch darin, Stress beim Hund zu erkennen und dem Hund auf Ebene sozialer Interaktion zu mehr Entspannung zu verhelfen.