Nr. 11 - Selbstgemachtes Leine-Ziehen?

Mit jeder Interaktion und Reaktion formen wir das Verhalten unseres Hundes. Egal, ob wir das bewusst und planvoll tun oder nicht. Unsere Hunde unterscheiden nicht, ob wir auf dem Trainingsplatz stehen und etwas üben oder ob wir uns einfach durch unseren Alltag bewegen. Sie sind Meister der Beobachtung und machen sich in einer Tour Notizen in ihrem internen Büchlein.

Es gibt zum Beispiel ein Verhalten, dass sehr viele Hundehalter ihren Hunden aus Versehen antrainieren und sich dann genau darüber beschweren, nämlich das leidige “an der Leine ziehen”! Die meisten Menschen, die zu mir ins Training kommen, haben sehr wenig Bewusstsein für die Bedeutung ihrer Leine und dafür, wie sie damit umgehen. Ein typisches Beispiel: Wir laufen beim Status-Check von A nach B, der Hund möchte plötzlich unbedingt zu einem Baum an der Seite des Weges und zieht ohne Rücksicht auf seinen Menschen dorthin. Der Mensch hält vielleicht noch kurz dagegen, lässt dann aber die Leine länger, weil der Hund ja “nur schnuppern will”, oder “ganz dringend pinkeln muss” – zum dritten Mal auf diesem kurzen Spaziergang. Wenn ich die Leute darauf aufmerksam mache, was sie gerade getan haben, ist es ihnen in der Regel nicht bewusst. Sie merken gar nicht, was sie mit ihren Händen, ihrer Leine und ergo auch dem Rest ihres Körpers machen und, dass sie ihrem Hund gerade kommuniziert haben: “Wenn du mehr Leine möchtest, musst du nur kräftig daran ziehen, dann lasse ich sie dir länger!”.

Verständnis und Sensibilität für die Leine beginnt nie beim Hund, sondern beim Menschen, der sie führt. Deshalb achtet doch beim nächsten Spaziergang mit eurem Hund mal ganz bewusst darauf, wie ihr mit eurer Leine umgeht und was ihr über sie kommuniziert und ob euch das auf dem Weg zu mehr Freiheit und Feinheit vorwärtsbringt oder hindert.

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Nr. 10 - Die feine Leine